Wolfgang Nestler, der zweimalige documenta-Teilnehmer, ist bekannt als Schöpfer autonomer Groß- und Kleinskulpturen und ortsbezogener Installationen. Seine Werke bestehen meist aus Stahl und Holz, sie liegen oder stehen in verschiedenen Formen und Größen auf dem Boden und auf Podesten, sie hängen an der Wand oder von der Decke herab. Es sind elliptische Körper, Kreisel, Scheiben, lineare Gebilde; ein- und mehrteilig, groß und klein, leicht und schwer, in sich ruhend oder beweglich und fast immer verspielt und darauf angelegt, gesehen, aber auch angefasst und im Spiel mit ihnen erlebt zu werden.

Das Wesen dieser Kunst erschließt sich dementsprechend nicht nur in kunstgeschichtlichem Erkennen und nachdenkendem Verstehen, sondern vor allem in der Partizipation und Bereitschaft, der Kunst mit jener anteilnehmenden Offenheit zu begegnen, die in den Werken angelegt ist. Für einen bewegenden Augenblick bot Nestler seine Werke an einem Abend im Mai 2023 im großen lichten Atrium der Parkside Office Gallery, eines Bürogebäudes in Berlin-Mitte, der Betrachtung und auch der physischen Auseinandersetzung und körperlichen Aneignung an. Auf seine Einladung bewegte sich die Düsseldorfer Tänzerin, Choreographin und Performerin Katharina Roll tanzend und performend im temporären Geflecht seiner Werke; sie setzte die Objekte in Bewegung, ordnete sie neu, schmiegte sich an oder schrieb sich ihnen ein. Diese Inszenierung der Bildwerke exemplifizierte die Interdisziplinarität der Künste und viel grundsätzlicher noch den inneren Zusammenhang von Kunst und Leben. Zu diesem von Spektakel weit entfernten Kunstevent im Parkside Office gehörte auch die Einbindung von Melodie und Rhythmus durch den Burkiner Musiker Ezé, der Nestlers Bildwerk mit Gesang, Gitarren- und Schlagzeugspiel musikalisch belebte und akzentuierte.

In der Überwindung des alleinigen Eindrucks der äußeren Form, in der wechselseitig aneignenden Interaktion der Künste und in der Inklusion der Betrachtenden: in alledem erfüllt Wolfgang Nestlers sensible Kunst ihren tieferen Sinn als Substanz, die sich heilend in den Lebensalltag aller Menschen einbringen kann.

Martin Seidel

Der Zauber der 1. Begegnung

Choreographie
Katharina Richter und Paul Damiano

Begrüßung

Sabine Hoffmann,
Eigentümervertreterin, Parkside
Steffen Krüger und Christel
Blömeke, Kunstraum Krüger Berlin

Verliebt in Form

Choreographie und Plastische Form.
Katharina Roll ist Tänzerin.
Sie begegnet plastischen Arbeiten von Wolfgang Nestler, zweifacher documenta-Teilnehmer.

Ezé
Ein Frühlingsmärchen

Ezé ist Kommunikator zwischen verschiedenen Welten.
Seine Energie und sein Klang verbinden Menschen.
Gesang, Schlagzeug, Poesie

Parkside
Katharina-Heinroth-Ufer 1
10787 Berlin