Wolfgang Sophie
Stoff ihrer Stoffe
Hommage à Sophie Taeuber-Arp
Ein poetisches Werkbild von Wolfgang Nestler
„Der Urstoff der Welt – und dazu gehört der Stoff der Kindheit – bekommt durch Künstler und Dichter eine Sprache, ist in ihnen wirksam“, sagt der Bildhauer Wolfgang Nestler. „Und so steht auch die Kunst von Sophie Taeuber-Arp in Verbindung mit den Erlebnissen ihrer Kindheit, mit dem Haus, in dem sie aufwuchs.“ Diesen Gedanken lässt der zweimalige documenta-Teilnehmer in seiner Installation „Stoff ihrer Stoffe – Hommage à Sophie Taeuber-Arp“ aufleben, die vom 6. September 2020 bis 15. Januar 2022 im Kunstraum Krüger Berlin zu sehen ist.
Im Zentrum von Wolfgangs Nestlers zweiter Hommage an Sophie Taeuber-Arp steht ein circa sechs Meter langer, gewinkelter Tisch, mit dem der Bildhauer eine zweidimensionale Form aus Taeuber-Arps 1932 entstandener Gouache* „Six espaces avec croix“ in den Raum übersetzt. Der große blaue Tisch ist eine Einladung, ist Träger von Nestlers Fotos, die Haus und Landschaft zeigen, in der Sophie Taeuber-Arp als Kind in der Schweiz lebte. Insgesamt 150 Aufnahmen sind im Kunstraum Krüger zu sehen. Sie erkunden das von Sophies Mutter Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete „rote Haus“ in Trogen und die Landschaft des Appenzellerlands als plastische Situationen, als den Ursprung des Gestaltungswillens von Sophie Taeuber-Arp.
Sophie Taeuber-Arp war freie Künstlerin, außerdem Herausgeberin und Innenarchitektin. In Anlehnung an ihre in Paris entstandenen Entwürfe für einen runden Tisch und einen kleineren Beistelltisch aus dem Jahr 1930 hat Wolfgang Nestler die beiden Möbel neu konstruiert und gebaut. Mit ihnen und den Fotos lässt er seine beiden Kreisplastiken „Sonnenerinnerung“ und „Begreif den Kreis und entscheide Dich“ in einen Dialog treten. Hans Arp schrieb über seine 1943 verstorbene Frau: „Sie träumte Tag und Nacht von lebenden Kreisen.“
Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, der fotografischen Formwelt auf dem Tisch und den Impulsen der Kreisplastiken selbstgestaltend nachzuspüren. In und mit den plastischen Ordnungssystemen von Taeuber-Arp und Nestler zu erleben, dass sie etwas bewegen können, dass etwas in ihnen in Bewegung kommt, neue Fragen zu Kunst zu stellen. „Die dialogische Vorgehensweise ist Kern der Ausstellungsidee und prägte auch das bildnerische Wirken meiner Künstlerkollegin“, sagt Wolfgang Nestler.
„Gemeinsam mit Sophie Taeuber-Arp ist sein [Wolfgang Nestlers] Interesse am Ereignis der Form und an Bewegung“, so Dr. Roland Scotti, Kurator und Geschäftsführer Heinrich Gebert Kulturstiftung Appenzell, Kunstmuseum Appenzell und Kunsthalle Ziegelhütte, anlässlich Wolfgang Nestlers Ausstellung „Sophies Inseln“ im Jahr 2009. Gemeinsamkeiten zwischen Sophie Taeuber-Arp und Wolfgang Nestler lassen sich laut Scotti „in einer undogmatischen künstlerischen Haltung entdecken, in einer spielerischen und dennoch präzisen Offenheit der Gestaltung, in der konsequenten Strukturierung von Räumen […], in einer energetischen Durchdringung der einzelnen Arbeiten, die gelegentlich an choreographierte Figurenspuren erinnern […].“
„Sie sind verwandte Künstler“, schreibt der Friedrich-Hölderlin-Preisträger Johannes Kühn in seinem 2020 entstandenen Gedicht „Wolfgang Nestler, / Sophie Taeuber-Arp“. Die ersten Verszeilen lauten: „Die Leichtigkeit, die mir von beiden / entgegenweht, sei hochgelobt! – / Sophie starb im gleichen Jahr, / da er geboren wurde.“
* Die Gouache befindet sich in der Sammlung der Fondazione Marguerite Arp, Locarno
Performance Appenzell 2009
Wolfgang Nestler,
Sophie Taeuber-Arp
Die Leichtigkeit, die mir von beiden
entgegenweht, sei hochgelobt! –
Sophie starb im gleichen Jahr,
da er geboren wurde.
Regenbogenschein,
Linienspiel,
Gewirr von Tänzerischem,
voller Atem und Schwung aus Lebenslust.
Was man gerne sieht,
von Seelen und Gestalten,
lassen sie erfahren,
jeder fast mit gleicher Kraft.
Ich bin erfreut. So singt der Narr,
wie sie ihn singen lassen.
So denkt der Weise, wie sie ihn denken lassen.
Einfallsreich schaffen sie.
Sie sind verwandte Künstler.
Der Geist weht wo er will
mit Schwierigem,
mit Einfachem.
„Tätige Form – Form at Work“
Film von Gabi Bollinger von 2017
(8:15 Min.)
Auf den Weg machen
Der knapp achtminütige Film „Wolfgang Nestler – Tätige Form / form at work“ hat mich überrascht. Selten habe ich in einer so kurzen Zeitspanne so viel über einen Künstler, über seine Arbeiten – und über Plastik an sich erfahren: Das reicht von der Liebe zum Material über jene zum Handwerk bis hin zu jener zum Leben. Das ist fast zu viel – und doch alles gebündelt in den vom Künstler Wolfgang Nestler gegebenen Gegenständen oder Formen, die darauf warten, dass wir uns endlich auf den Weg machen. Und dann, nachdem wir die in den Arbeiten von Nestler angelegten Spannungen, Energien, Erfahrungsräume genutzt haben, können wir uns – vielleicht – in Bewegung setzen, um in einem Moment oder für einen Augenblick die Welt durch Handeln zu verändern.
Dr. Roland Scotti (Mai 2018)
Kurator, Kunstmuseum Appenzell
„Plastik als variables System“
Video von 1975 (18:13 Min. )
Hommage à Sophie Taeuber-Arp
Ein poetisches Werkbild von Wolfgang Nestler
„Der Urstoff der Welt – und dazu gehört der Stoff der Kindheit – bekommt durch Künstler und Dichter eine Sprache, ist in ihnen wirksam“, sagt der Bildhauer Wolfgang Nestler. „Und so steht auch die Kunst von Sophie Taeuber-Arp in Verbindung mit den Erlebnissen ihrer Kindheit, mit dem Haus, in dem sie aufwuchs.“ Diesen Gedanken lässt der zweimalige documenta-Teilnehmer in seiner Installation „Stoff ihrer Stoffe – Hommage à Sophie Taeuber-Arp“ aufleben, die vom 6. September 2020 bis 15. Januar 2022 im Kunstraum Krüger Berlin zu sehen ist.
Im Zentrum von Wolfgangs Nestlers zweiter Hommage an Sophie Taeuber-Arp steht ein circa sechs Meter langer, gewinkelter Tisch, mit dem der Bildhauer eine zweidimensionale Form aus Taeuber-Arps 1932 entstandener Gouache* „Six espaces avec croix“ in den Raum übersetzt. Der große blaue Tisch ist eine Einladung, ist Träger von Nestlers Fotos, die Haus und Landschaft zeigen, in der Sophie Taeuber-Arp als Kind in der Schweiz lebte. Insgesamt 150 Aufnahmen sind im Kunstraum Krüger zu sehen. Sie erkunden das von Sophies Mutter Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete „rote Haus“ in Trogen und die Landschaft des Appenzellerlands als plastische Situationen, als den Ursprung des Gestaltungswillens von Sophie Taeuber-Arp.
Sophie Taeuber-Arp war freie Künstlerin, außerdem Herausgeberin und Innenarchitektin. In Anlehnung an ihre in Paris entstandenen Entwürfe für einen runden Tisch und einen kleineren Beistelltisch aus dem Jahr 1930 hat Wolfgang Nestler die beiden Möbel neu konstruiert und gebaut. Mit ihnen und den Fotos lässt er seine beiden Kreisplastiken „Sonnenerinnerung“ und „Begreif den Kreis und entscheide Dich“ in einen Dialog treten. Hans Arp schrieb über seine 1943 verstorbene Frau: „Sie träumte Tag und Nacht von lebenden Kreisen.“
Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, der fotografischen Formwelt auf dem Tisch und den Impulsen der Kreisplastiken selbstgestaltend nachzuspüren. In und mit den plastischen Ordnungssystemen von Taeuber-Arp und Nestler zu erleben, dass sie etwas bewegen können, dass etwas in ihnen in Bewegung kommt, neue Fragen zu Kunst zu stellen. „Die dialogische Vorgehensweise ist Kern der Ausstellungsidee und prägte auch das bildnerische Wirken meiner Künstlerkollegin“, sagt Wolfgang Nestler.
„Gemeinsam mit Sophie Taeuber-Arp ist sein [Wolfgang Nestlers] Interesse am Ereignis der Form und an Bewegung“, so Dr. Roland Scotti, Kurator und Geschäftsführer Heinrich Gebert Kulturstiftung Appenzell, Kunstmuseum Appenzell und Kunsthalle Ziegelhütte, anlässlich Wolfgang Nestlers Ausstellung „Sophies Inseln“ im Jahr 2009. Gemeinsamkeiten zwischen Sophie Taeuber-Arp und Wolfgang Nestler lassen sich laut Scotti „in einer undogmatischen künstlerischen Haltung entdecken, in einer spielerischen und dennoch präzisen Offenheit der Gestaltung, in der konsequenten Strukturierung von Räumen […], in einer energetischen Durchdringung der einzelnen Arbeiten, die gelegentlich an choreographierte Figurenspuren erinnern […].“
„Sie sind verwandte Künstler“, schreibt der Friedrich-Hölderlin-Preisträger Johannes Kühn in seinem 2020 entstandenen Gedicht „Wolfgang Nestler, / Sophie Taeuber-Arp“. Die ersten Verszeilen lauten: „Die Leichtigkeit, die mir von beiden / entgegenweht, sei hochgelobt! – / Sophie starb im gleichen Jahr, / da er geboren wurde.“
* Die Gouache befindet sich in der Sammlung der Fondazione Marguerite Arp, Locarno
Ausschnitte der Ausstellung Sophies Inseln, Appenzell 2009
Impressionen:
Fotografische Reaktionen von Wolfgang Nestler zur Installation Appenzell 2009
Fotos: Manos Meisen, Wolfgang Nestler
Sophie tanzte und träumte
Film zur Tanz- und Textperformance im Bildbau
der Ausstellung Wolfgang Nestler – Sophies Inseln,
Hommage á Sophie Taeuber-Arp
Informationen zu "Sophie tanzte und träumte"
Nelly Bütikofer
mit den Tänzerinnen und Sprecherinnen des Fasson Theaters, Zürich
Claire Birrfelder-May
Karin Minger
Utz Bodamer
Bodo Krumwiede
Texte von Hans Arp, Kurt Schwitters und Max Bill
Musik von Franz Liszt und Ludwig von Beethoven
Film Christel Blömeke und Frank Weigand
Schnitt Frank Weigand
Konzeption Wolfgang Nestler und Roland Scotti
„Im großen Ausstellungssaal hatte Wolfgang Nestler, im Rahmen dessen Hommage an das bildnerische Schaffen von Sophie Taeuber-Arp die Performance aufgeführt wurde, Formen und Linien wie einen Teppich ausgelegt: bunte Rechtecke, schwarze Linien. Ihnen entlang tanzten und erzählten die Protagonisten. Sie folgten den lachenden und den ernsten Linien, lauschten den lauten und leisen Kreisen, wandelten im Bildbau der Weberin, der Tänzerin, der Malerin, der Gestalterin. Spielerisch leicht und poetisch ist die Reise in Sophie Taeubers Welt.“
Textauszug Monica Dörig, Appenzeller Volksfreund
Stiftung Liner Appenzell
Kunsthalle Ziegelhütte
Juli 2009
© Wolfgang Nestler 2009
Pressemitteilung 2020 –
Ausstellung Wolfgang Nestler: Stoff ihrer Stoffe Hommage à Sophie Taeuber-Arp |
Ein poetisches Werkbild von Wolfgang Nestler
Performance Appenzell 2009
Wolfgang Nestler,
Sophie Taeuber-Arp
Die Leichtigkeit, die mir von beiden
entgegenweht, sei hochgelobt! –
Sophie starb im gleichen Jahr,
da er geboren wurde.
Regenbogenschein,
Linienspiel,
Gewirr von Tänzerischem,
voller Atem und Schwung aus Lebenslust.
Was man gerne sieht,
von Seelen und Gestalten,
lassen sie erfahren,
jeder fast mit gleicher Kraft.
Ich bin erfreut. So singt der Narr,
wie sie ihn singen lassen.
So denkt der Weise, wie sie ihn denken lassen.
Einfallsreich schaffen sie.
Sie sind verwandte Künstler.
Der Geist weht wo er will
mit Schwierigem,
mit Einfachem.
Performance Appenzell 2009
Wolfgang Nestler,
Sophie Taeuber-Arp
Die Leichtigkeit, die mir von beiden
entgegenweht, sei hochgelobt! –
Sophie starb im gleichen Jahr,
da er geboren wurde.
Regenbogenschein,
Linienspiel,
Gewirr von Tänzerischem,
voller Atem und Schwung aus Lebenslust.
Was man gerne sieht,
von Seelen und Gestalten,
lassen sie erfahren,
jeder fast mit gleicher Kraft.
Ich bin erfreut. So singt der Narr,
wie sie ihn singen lassen.
So denkt der Weise, wie sie ihn denken lassen.
Einfallsreich schaffen sie.
Sie sind verwandte Künstler.
Der Geist weht wo er will
mit Schwierigem,
mit Einfachem.
„Tätige Form – Form at Work“
Film von Gabi Bollinger von 2017
(8:15 Min.)
Auf den Weg machen
Der knapp achtminütige Film „Wolfgang Nestler – Tätige Form / form at work“ hat mich überrascht. Selten habe ich in einer so kurzen Zeitspanne so viel über einen Künstler, über seine Arbeiten – und über Plastik an sich erfahren: Das reicht von der Liebe zum Material über jene zum Handwerk bis hin zu jener zum Leben. Das ist fast zu viel – und doch alles gebündelt in den vom Künstler Wolfgang Nestler gegebenen Gegenständen oder Formen, die darauf warten, dass wir uns endlich auf den Weg machen. Und dann, nachdem wir die in den Arbeiten von Nestler angelegten Spannungen, Energien, Erfahrungsräume genutzt haben, können wir uns – vielleicht – in Bewegung setzen, um in einem Moment oder für einen Augenblick die Welt durch Handeln zu verändern.
Dr. Roland Scotti (Mai 2018)
Kurator, Kunstmuseum Appenzell
„Plastik als variables System“
Video von 1975 (18:13 Min. )
Pressemitteilung 2020 –
Ausstellung Wolfgang Nestler: Stoff ihrer Stoffe Hommage à Sophie Taeuber-Arp |
Ein poetisches Werkbild von Wolfgang Nestler
Kunstraum Krüger
Kunstraum Krüger | Berlin promotes encounters with the ever-alert core of art and culture.
Kunstraum Krüger is a private cultural institute.
CONTACT
OPENING HOURS
Fridays from 16 to 18
Saturdays from 12 to 16
and by arrangement
by e-mail.